Der Prellstein: Mal locker die Kurve gekratzt …

Januar 2014

„Die Kurve kratzen“ ist eine Redensart, die ihren Ursprung im Mittelalter hat. Vor allem in den Städte waren damals die Gassen sehr eng. Viele Hausbesitzer fürchteten bei all den sperrigen Kutschen und Wagen um ihre Hausecken, denn es kam häufig vor, dass Kutscher ihre Gefährte mit hohem Tempo um arg eng um die Hausecken trieben. Der Putz bröckelte!
Findige Hausbesitzer ersannen unterschiedliche Methoden dagegen. Sie versahen ihre Hausecken mit Steinblöcken, hie und da  waren auch ausgediente kleine Kanonen oder massive Eisenstäbe zu sehen. Wenn nun ein Kutscher sein Gespann eilig durch die Gassen trieb, schnitt er die Kurve und kratzte dabei am aufgestellten Schutz und nicht an der Gebäudewand.
Diese Radabweiser (auch Prellsteine, Abweichsteine, Abweiser, Radstößer oder Kratzstein genannt) sind konisch gerundete oder kegelförmige Elemente aus hartem Gestein oder Metall, die direkt an die Hausecken gebaut wurden. Zum Schutz der Wagenräder mit ihren Achsen und Radnaben endeten die Radabweiser in der Regel unterhalb der Wagenachse.
Mitunter wurden die Radabweiser auch verziert und erfreuten die Stadtbevölkerung als Schmuckelemente.

Ein Kratzstein aus Metall; zu sehen in Gau-Algesheim.
Ein Kratzstein aus Metall; zu sehen in Gau-Algesheim.