Das malerische Selztal entdecken

Mein Ausflugstipp: Einen Tag mit dem Fahrrad die Selz entlang
Die Selz entspringt im Donnersbergkreis und durchfließt in einem großen Bogen das Rheinhessische Hügelland. Von Ihrer Quelle. Bei Ingelheim tritt sie in das Rheintal ein und mündet nach 63 km mit zahlreichen Verzweigungen in den Rhein. Das Bachbett der Selz ist flach und ihr Tal ist breit. Entlang ihres Bachlaufs entfaltet sich eine beschauliche Kulturlandschaft. Seit 2001 ist das Selztal auch für Radfahrer erschlossen. Zwischen Alzey und Ingelheim führt der 52 Kilometer lange Selztalradweg durch eine der schönsten und idyllischsten Regionen Rheinhessens. Für alle, die gerne mit dem Fahrrad oder auf dem E-Bike auf Ausflugstour gehen, ist der Selztalradweg von Ingelheim nach Alzey eine ideale Tagestour. Da nur wenige leichte Steigungen überwunden werden müssen, ist die Strecke auch für Familien geeignet.

Die Tour
Der Selztalradweg kann von den jeweiligen Endpunkten Ingelheim und Alzey, aber auch in Teilstrecken erfahren werden. Für die Beschreibung unserer Tour starten wir in Alzey und befahren den Radweg bachabwärts bis zur Selzmündung in Ingelheim.
In der „Volkerstadt“ Alzey kann der geneigte Radfahrer seine Tour aufnehmen. Historisch Interessierten sei ihm hier noch die Besichtigung der Burgruine im Ortszentrum ans Herz gelegt. 1116 ließ Kaiser Friedrich II. die Alzeyer Burg erbauen. Im 15. Jahrhundert wurde sie von den Wittelsbachern zu einer repräsentativen Schlossanlage umgebaut. In den Wirren des Pfälzer Erbfolgekrieg fiel das Schloss der Zerstörung anheim. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut, beherbergt das Schloss heute das Amtsgericht und ein Internat.
Zurück zur Radtour: Über die Gartenstraße am östlichen Ortsrand Alzeys gelangt man direkt auf den Selztalradweg. Von hier aus führt die Strecke immer mit Blick auf die Selz und ihr idyllisches Tal an den Gemeinden Framersheim, Gau-Odernheim, Bechtolsheim und Friesenheim vorbei nach Köngernheim.
In Framersheim empfiehlt sich ein Abstecher zum Labyrinth auf dem Hornberg. Mit Unterstützung der Gemeinde hat die Künstlerin Rita Breuder dort im Jahre 2000 ein 7-Wege-Labyrinth nach kretischem Vorbild geschaffen. Im Zentrum des im Durchmesser 34 Meter breiten Labyrinths findet sich ein großer Quarzit.
Weiter geht es über Kögernheim nach Hahnheim/Selzen und Sörgenloch. Hier lohnt ein Stopp, um ein wenig im renaturierten Teilstück der Selz zu verweilen. Ausgehend von Hahnheim (alter Bahnhof) oder Sörgenloch (Darmstädter Mühle) kann man per pedes in das Naturschutzgebiet „Hahnheimer Bruch“ eintauchen, sich faszinieren lassen von der wiedererstandenen urwüchsigen Natur auf beiden Seiten der Selz. An Bachauen, Uferböschungen, Nasswiesen und Auwaldresten führen grasbewachsene Wege entlang. In den Flachwasserzonen tummeln sich Molche und Wasserkäfer, im Röhricht nisten Graureiher und Rohrsänger.
Von Sörgenloch aus gelangt man über Nieder-Olm nach Stadecken-Elsheim. Im Ortsteil Elsheim führt der Selztalradweg an einer mittelalterlichen Selzbrücke vorbei. Sie diente einst auf Weg von Mainz nach Bad Kreuznach als Paßsperre. Reste des alten Torhauses und seiner zwei Ecktürme haben sich bis heute erhalten. Die Ruine wird Elftausendmägdeturm genannt, weil der Legende nach die Heilige Ursula mit 11000 Jungfrauen auf ihrer Reise nach Köln hier durchgewandert sein soll. Im Ortsteil Stadecken findet sich eine mittelalterliche Ruine, die Burg Stadeck. Um 1150 erbaut wurde sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg nahezu zerstört. Im Burghof ist ein restaurierter Ziehbrunnen zu sehen. Auf dem angrenzenden Rastplatz lässt es sich schattig verweilen.
Weiter geht die Radtour entlang der Selz nach Schwabenheim. Am Ortsrand ist die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus zu sehen. Die einst zur ehemaligen Propstei gehörende Kirche ist das älteste Gotteshaus im Selztal. Sehenswert ist der Türsturz auf der Südseite der Kirche. Er stammt aus karolingischer Zeit und zeigt zwei pfauenartige Vögel, die mit ihren Schnäbeln Fische berühren, eingerahmt von Schlangen. Die Vögel sollen die Unsterblichkeit versinnbildlichen, die Fische sind das Symbol Christi, die einrahmenden Schlangen kennzeichnen das Böse, so die Interpretation des Heimatforschers Dr. Ernst Emmerling.
Großwinternheim ist die nächste Station der Reise. Hier grüßt am Ortseingang die evangelische Pfarrkirche, die im Volksmund „Selztaldom“ genannt wird. Zwischen  Großwinternheim und Ingelheim führt  der Selztalradweg ein Stück über die ehemalige Trasse der Selztalbahn. Die Selztalbahn, auch liebevoll „Zuckerlottchen“ genannt, verband in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Dörfer des Ingelheimer Grundes. 50 Jahre lang ratterte sie durch das Selztal, transportierte Personen und Waren – und vor allem im Herbst die Zuckerrüben, daher auch ihr Name.
Weiter führt unser Weg durch das romantische Selztal. Am Wegesrand zeigten sich schon zahlreiche Mühlen. In früheren Zeiten prägten mehr als 40 Mühlen den Lauf der Selz. Mit Mühlwehren und Gräben wurde das Wasser an die Mühlräder geleitet; mächtige Mahlwerke zerkleinerten Korn und Raps. Heute ist leider keine einzige Mühle mehr in Betrieb, aber alte Mühlgebäude und Mühlräder kann man an vielen Stellen noch entdecken. Allein in der Ingelheimer Gemarkung wurden einst sechs dieser Mühlen betrieben, die beiden bekanntesten sind die zwischen Ingelheim und Großwinternheim gelegenen Eulenmühle und Layenmühle. Vorüber an den idyllischen alten Mühlgebäuden führt die Tour nach Ingelheim.
Linker Hand grüßt der auf dem Westerberg gelegene Bismarckturm, von dessen Plattform man einen wunderbaren Ausblick in die Rheinebene und den Rheingau genießen kann. Historisch Interessierten sei in Ingelheim, der Stadt Karls des Großen, ein Abstecher zur Kaiserpfalz und dem Museum bei der Kaiserpfalz in Nieder-Ingelheim empfohlen.
Der Selztalrandweg führt durch Ingelheim hindurch bis zum Stadtteil Frei-Weinheim. Er endet dort; eine Weiterfahrt auf dem Rheinradweg nach Norden und Süden ist möglich.

Fakten, Tipps und Infos
Der 52 Kilometer lange Selztalradweg (Beschilderung: „R2 – Selztalradweg“) ist von Ingelheim nach Alzey durchgängig erschlossen und in beiden Richtungen gut zu befahren. Die Strecke hat Asphalt- oder Betonbelag und ist daher auch für Rennräder geeignet. Bei durchschnittlichem Fahrtempo kann der Selztalradweg in ca. 5 Stunden zurückgelegt werden (zuzüglich Zeit für Besichtigungen). Der Radweg ist über mehrere Bahnhöfe oder Verkehrsstraßen problemlos zu erreichen und kann selbstverständlich auch in Teilstrecken erfahren werden.
Die Route führt ausgehend von Alzey durch die Gemeinden, Dittelsheim-Heßloch, Mauchenheim, Framersheim, Gau-Odernheim, Bechtolsheim, Köngernheim, Hahnheim, Sörgenloch, Nieder-Olm, Stadecken-Elsheim, Schwabenheim, Großwinterheim bis  Ingelheim und endet am Frei-Weinheimer Hafen.
Unterwegs finden sich zahlreiche Rastplätze mit Bänken und Tischen, beispielsweise am Freibad in Ingelheim, nahe der Großwinternheimer Eulenmühle, an der Elftausend-Mägde-Mühle in Elsheim, am Burggelände von Stadecken, am Sörgenlocher Sportplatz oder an den Ortsausgängen von Gau-Odernheim, Friesenheim und Köngernheim.