Des Narren Kapp‘

11. Februar 2018 – Ja, nun sie hat wieder Saison, die vierfarbbunte Narrenkappe. Bunte Kappen und Hüte schmücken Männer- und Frauenköpfe – und das in Zeiten, in denen die Bedeutung des Hutes längst vergessen scheint. Ein Grund, der Geschichte der Kopfbedeckungen einmal nachzuspüren.
Im Wort „Hut“ steckt der Begriff „behüten“. Als Schutz vor Sonne und Regen werden Hut und Mütze schon seit Menschengedenken getragen. Ein Hut kann aber auch Schmuckstück sein oder ein Zeichen besonderer Würde und Anerkennung.
Noch bis ins vergangene Jahrhundert gab es feste Regeln, nach denen der Hut aufbehalten oder gezogen wurde. In Gegenwart Höherstehender wurde der Hut gezogen; in Gegenwart eines Herrschers durften nur Gleichrangige und besonders Privilegierte den Hut aufbehalten. Das Hutziehen ist heute noch andeutungsweise im militärischen Gruß zu finden. Übrigens: Das Hutziehen vor Frauen führte der Sonnenkönig Ludwig XIV. ein.

Hut-Kultur
Ursprünglich dienten Kopfbedeckungen als Schutz gegen Wind und Wetter. Sie waren haubenähnlich und aus den Fellen erjagter Tiere gefertigt. Aus diesem Wetterschutz entwickelte sich im Laufe der Zeit der Helm, der unentbehrlicher Schutz eines jeden Kriegers. Neben dem Helm hatte der Hut als symbolisches Zeichen für Priester und Herrscher schon seit dem ägyptischen Altertum eine große Bedeutung. Kronen, Hauben und Hüte zierten die Köpfe der Herrschenden.
Im Mittelalter wurde der Hut als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand getragen oder er galt als Kleidungsstück für besondere Anlässe. Besonders beliebt war das Barett. Zu festlichen Anlässen wurde es mit Federn, goldenen Ringen, Broschen und Knöpfen geschmückt. Das schräg aufs Ohr geschobene Barett stand für den Humor des Trägers oder zeigte dessen Verwegenheit.
Mit der Renaissance kam der breitkrempige, große Hut in Mode. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts rollte man die Krempen der breitrandigen Hüte nach oben, zunächst an einer Seite, später an dreien – der Dreispitz war geboren. Der Dreispitz wurde zur wichtigsten Hutform des Mannes; bevorzugt von Adel und Offizieren getragen.
Ende des 18. Jahrhundert waren schon Vorläufer des Zylinder zu erblicken. Er nahm als Puritaner- oder Quäkerhut seinen Ausgang in England, um mit der freiheitlichen Gesinnung der Amerikaner kurz vor der französischen Revolution in die alte Welt zurückzukehren. Schnell verbreitete sich der Zylinder auf dem europäischen Kontinent und etablierte sich in liberalen, bürgerlichen Kreisen. Die ersten Zylinder waren mit einem Band versehene hohe, graue Filzhüte.

Mit der Mütze für Freiheit und Demokratie
Menschen mit demokratischer Gesinnung und freiheitlichen Gedanken jedoch lehnten starre Kopfbedeckungen ab. So machten sich die französischen Revolutionäre Ende des 18.Jahrhunderts die phrygische Mütze zueigen. Sie soll der Sage nach einst der phyrgische König Midas I. getragen haben, um seine Eselsohren (eine Strafe des Gottes Apoll) zu tarnen. Diese Mütze, eine hohe, kugelförmige Kopfbedeckung mit nach vorn abgeknickter Spitze, war im Frankreich jener Zeit die Kopfbedeckung von Leibeigenen und Sträflingen. Die Jakobiner übernahmen diese Mütze als französisches Freiheitssymbol. Es diente ihnen als Vorbild für ihre rote Jakobinermütze (mit blau-weißer Kokarde).
Während der Revolution 1848/49 trug man als Zeichen demokratischer Gesinnung einen Hut. Die Sympathien für den amerikanischen Freiheitskampf ließen eine Variante des Zylinder zum Revolutionshut werden. Aus dem Zylinder machten die Revolutionäre einem grauen, braunen oder schwarzen Filzhut aus weichem Material mit breiter Krempe. Genannt wurde er Carbonari- oder Demokratenhut, aber auch Heckerhut oder Kalabreser. Die Hüte waren mit Federn und Korkaden in schwarz-rot-gold geschmückt. Die Revolutionshüte galten auch als Verschwörerhüte, da die breite Krempe das Gesicht verbergen konnte.

Die Narrenkappe
Warum dieser Exkurs in die Kulturgeschichte? Na klar, wegen der Narrenkappe. Kulturhistorisch gründet die Narrenkappe nämlich auf der mittelalterlichen Gugel. Das war eine kapuzenartige Mütze, die sich durch die überdimensionale Länge des Kapuzenzipfels von einer normalen Kopfbedeckungen unterschied. Aus der einzipfeligen Gugel entwickelte sich eine zweizipfelige Kappe und daraus eine Kappe mit schellenbesetzten Eselsohren. Später setzte man der Gugel noch einen Hahnenkamm auf ihren Scheitel.
Die Narrenkappe des 19. Jahrhunderts zeigt sich als eine Mischung aus mittelalterlicher Gugel und Jakobinermütze. Der nach vorn gebogene Zipfel der Jakobinermütze wurde bisweilen als stilisierter Hahnenkamm nachgebildet, oft mit Schellen versehen. So verband sich die Schelmenkappe mit dem Freiheitssymbol der franzsösischen Revolutionäre zu einem neuen karnevalistischen Symbol. Ursprünglich waren die Narrenkappen aus Papier gefertigt, aber Material und Ausstattung der Kappen wandelte sich und wurde immer kostbarer. In Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich eine Vielfalt von Narrenkappen.