Vor 125 Jahren wurde der Ingelheimer Künstler geboren
In so manchem Wohnzimmer ist heute noch ein Göbel zu finden. Porträts in Öl, in Auftrag gegeben beim Ingelheimer Maler Ludwig Göbel waren begehrt – und jeder Ingelheimer, der etwas auf sich hielt, ließ sich von Ludwig Göbel malen. Der Künstler verstand es, mit großem Einfühlungsvermögen viel Persönliches in seine Porträts zu legen. Sie sind ausdrucksstark, lebendig, ganz nah an den Menschen, die ihm da gegenüber saßen.
Geboren wurde Ludwig Göbel vor genau 125 Jahren – am 19. Oktober 1889 in Fürth im Odenwald. Im Alter von knapp einem Jahr kam er durch den Umzug seiner Eltern nach Nieder-Ingelheim.
Nach seiner Schulausbildung studierte er an der Kunst- und Gewerbeschule in Mainz. 1912 wurde der junge Göbel an der berühmten Münchener Kunstakademie aufgenommen. Hier bekam er die Chance, bei renommierten Professoren zu lernen. Bei Peter Halm studierte er Radierkunst, Malerei bei Karl von Marr und Franz von Stuck. Bei von Stuck fand sich Göbel in der Nachfolge so berühmter Schüler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee wieder. Die Bilder und Skizzen aus seinen Studienjahren zeugen von einer intensiven Ausdruckssuche. Erst allmählich kristallisierten sich Porträts, Radierungen und Aquarelle als die zu ihm passenden Kunststile heraus! 1913 ließ sich Ludwig Göbel für mehrere Monate in der Dachauer Künstlerkolonie nieder, um sich von den Menschen und der Landschaft des Dachauer Umlands inspirieren zu lassen.
Von einer im Ersten Weltkrieg erlittenen schweren Verwundung, einem Bauch-Becken-Schuss,sollte er zeitlebens Hüftschaden zurückbehalten. Diese Verletzung und die Erlebnisse des Krieges prägten den stillen und zurückhaltenden Mann nachhaltig.
Mit Auftragsarbeiten verdiente Göbel für sich und seine Frau Helene Raquet den Lebensunterhalt. Die meist privaten Kunden fragten nach Portraits und Landschaftsbilder, die er in Öl, Kohle, Kreide oder Pastell malte. 1920 ließ er sich als freier Künstler in Frankfurt nieder. Im „Steinernen Haus“, in dem heute der Frankfurter Kunstverein sein Domizil hat, unterhielt er ein Atelier.
1921 erhielt er von der Nieder-Ingelheimer Saalkirchengemeinde den Auftrag für das Monumentalgemälde „Kriegerehrung“. In seiner Biografie bemerkte er dazu: „Ich wollte den Opfertod, das Elend der Menschen, und die Scham der Soldaten, also den grauen November darstellen.“
1940 zogen das Ehepaar Göbel nach München. Dort unterhielt der Künstler ein Atelier, das er 1944 durch einen Bombeneinschlag verlor. Im Herbst 1950 kehrte Göbel wieder nach Ingelheim zurück. Bis zu seinem Tode widmete er sich der Kunst. Am 6. Juli 1964 erlag er im Alter von 75 Jahren einem Herzinfarkt.
Lesen Sie auch den Beitrag „Maler aus Leidenschaft“ in der AZ-Beilage „Heimat am Mittelrhein“ vom 28. Juni 2014 (Autorin: Pia Steinbauer).