Zuckerrüben

Zucker aus Schwabenheim

Zucker, Zucker, Zucker! Heute ist die Süße aus der Zuckerrübe allgegenwärtig. Es ist kaum vorstellbar, dass die Ernährung einmal ohne diese weiße Süße auskam, auskommen musste.
Bis zur Wende in 18. Jahrhundert wurde weitgehend mit Honig oder Sirup gesüßt. Zwar war das Zuckerrohr ist schon seit dem 6. Jahrhundert in Europa bekannt, aber es wurde nur an wenigen Stellen im Mittelmeerraum angebaut. Es war rar und den Wohlhabenden vorbehalten. Arme Zeiten im Gegensatz zu heute, in denen jeder Bundesbürger jährlich fast 40 Kilogramm Zucker konsumiert. Vorwiegend Rübenzucker, um genau zu sein.

Zucker aus der Rübe
Rübenzucker ist ein relativ junges Produkt. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde ein Verfahren zu seiner Gewinnung entwickelt. 1747 gelang dem Berliner Chemiker Andreas Sigismund Markgraf, in der Runkelrübe Zucker nachzuweisen. Sein Schüler Franz Karl Achard fand 1770 schließlich mit der „weißen schlesischen Zuckerrübe“ eine für die Zuckerproduktion geeignete Rübe. Damit stand der Produktion von Rübenzucker nichts mehr im Wege. Unterstützt wurden die Rübenzuckerpioniere vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau, Königin Luise. Sie beteiligten sich finanziell am Bau der ersten Rübenzuckerfabrik der Welt in Schlesien, die 1802 Jahre ihre Arbeit aufnahm.

Siegeszug des Rübenzuckers
Mit der 1806 von Napoleon eingeleiteten Kontinentalsperre begann der Siegeszug des Rübenzuckers in Europa. Auch Schwabenheim sollte von der neuen Rübenzuckerindustrie profitieren. Jeanbon St. Andre, Präfekt des Departements Donnersberg und Eigentümer des benachbarten Windhäuser Hofes bei Elsheim, war überzeugt von der Qualität des  Bodens im Selztal. Er sollte sich auch als überaus günstig für den Zuckerrübenanbau erweisen. Die Rüben stellen nämlich höchste Anforderungen an den Boden. Bevorzugt gedeihen die zweijährige Kulturpflanzen in tiefgründigen und nährstoffreichen Lehm- oder Lössboden, So rief der Präfekt 1812 in zwei Erlässen zum Anbau von Runkelrüben auf. Den Bauern garantierte er billigen Samenbezug und die Abnahme der geernteten Rüben zu gute Preis. Zudem entschied sich der Präfekt für eine standortnahe Gewinnung des Rübenzuckers.

 Gutshof der alten Propstei, Schwabenheim.
Der Gutshof der alten Propstei in Schwabenheim. Foto: Pia Steinbauer

Als Fabrikgebäude wählte er den Gutshof der ehemaligen Propstei in Schwabenheim aus. Er machte den Gutshof zu einer kaiserlichen Fabrik, in der Runkelrübenzucker hergestellt wurde. Mit dem aufwendigen Verfahren der Rübenzuckerherstellung waren nun viele Schwabenheimer beschäftigt. Die Rüben mussten zerkleinert und eingeweicht werden, bevor unter Zugabe von Kalk und Kohlendioxid die störenden Bestandteile vom reinen Zucker abgetrennt werden.
So brachte die Rübenzuckergewinnung vorübergehend etwas Wohlstand in das kleine Dorf an der Selz. Dieses Glück währte leider nur knapp ein Jahr. Mit dem Niedergang des Napoleonischen Reiches war das Unternehmen nicht mehr lebensfähig und musste geschlossen werden.

Lesen Sie auch „Süßes Gold aus Schwabenheim“ in der AZ-Beilage „Heimat am Mittelrhein“ vom 29. August 2015 (Autorin: Pia Steinbauer)