Bruchsteinmauern – mit Muschelkalk gebaut

März

„Jede Zeit hat ihre baulichen Besonderheiten, die aus dem Klima, den jeweiligen Lebensverhältnissen und Vorstellungen der Menschen sowie aus den regional vorhandenen Materialien heraus entstanden sind“, schreibt der Architekt und Stadtplaner Herbert Weyell in der Broschüre „Bruchsteinmauern in Rheinhessen“.

Ein gutes Beispiel dafür sind Trockensteinmauern, die bisweilen noch in den Gemarkungen anzutreffen sind. Sie wurden früher im terrassenförmig angelegten Weinbergsgelände als Stützmauern eingesetzt – und sind schon seit dem Mittelalter bekannt.
Der Bau derartiger Stützmauern erfordert besonderes handwerkliches Geschick, denn die Steine sollen mit ihrem Gewicht gegen den anstehenden Erddruck wirken und so ein Abrutschen der Erdmassen verhindern. Der gute Trockenmauerbauer weiß: Nur sorgfältig aufgeschichtete Trockenmauern, die auch bei einsickerndem Regenwasser formbeständig bleiben, haben auf Dauer Bestand.

Eine Trockensteinmauer am Fuße des Laurenziberges.
Eine Trockensteinmauer am Fuße des Laurenziberges.

Das Material
Die in der Trockenmauer verbauten Steine müssen „gesund“ sein. Nur Steine, die nicht
verwittert sind und keine Risse, Klüfte oder sonstigen Hohlräume aufweist, sollten Verwendung finden.
Vorbildlich ist es, wenn in Rheinhessen regionaler Kalkstein verbaut wird. Der rheinhessische Kalkstein ist gelblich und relativ fest. Ein Blick in die Geologie zeigt uns, dass die in Rheinhessen vorkommenden Kalksteine Ablagerungen eines einstigen Meeres sind, in denen noch viele Einschlüsse von Muscheln und Schnecken zu finden sind.

Das Fundament
Auch bei Trockenmauern kommt dem Fundament eine große Bedeutung zu. Es sollte mindestens 40 Zentimeter in die Tiefe reichen und in seiner Breite ungefähr die Hälfte der geplanten Mauerhöhe messen.

Der Maueraufbau
Bei Aufrichten der Mauer gilt: Sie sollte sich in der Senkrechten pro Meter Mauerhöhe um runde 10 Zentimeter nach hinten neigen. Das sorgt nicht nur für mehr Stabilität, sondern wirkt auch optisch! Die leichte Neigung nach hinten erzeugt beim Betrachten der Mauer nicht das Gefühl, sie würde nach vorne kippen.
Beim Aufbau der Mauer ist darauf zu achten, das alle Steine gut gelagert sind und passgenau ineinander greifen. Ein guter Trockenmauerbauer weiß, dass Kreuz- und Doppelfugen vermieden werden sollen. Damit die Steine fest ruhen können, werden mit kleinen Steinen unterfüttert; Hohlräume werden mit passgenauen Steinen aufgefüllt.
Bei größeren Mauern ist der Einbau von Bindersteinen empfehlenswert. Das sind längere Steine, die bis in den gewachsenen Boden hineinreichen und für eine Verankerung der Mauer sorgen.

Mehr zum Thema Trockensteinmauern findet sich in der Broschüre „Bruchsteinmauern in Rheinhessen – Anregung für ihre Errichtung“, erschienen 2012 bei ProIngelheim, www.proingelheim.de.